Workshop 1 Nürnberg/Fürth

09Okt2019

Titel: Ausbildungsabbrüche vermeiden – Instrumente und Beispiele guter Praxis für Betriebe

14:00 - 17:30

Ort: IHK Nürnberg für Mittelfranken

Ulmenstraße 52, 90443 Nürnberg (Raum Nürnberg; Eingang H, 3. OG)

Organisator: Patrick Hilse (f-bb) / patrick.hilse@f-bb.de

Regionaler Workshop „Ausbildungsabbrüche vermeiden – Instrumente und Beispiele guter Praxis für Betriebe“ am 09. Oktober 2019 in Nürnberg

Der Workshop „Ausbildungsabbrüche vermeiden – Instrumente und Beispiele guter Praxis für Betriebe“ wurde im Rahmen des Projekts „Erfolgreicher Ausbildungsabschluss von Jugendlichen, insbesondere mit Fluchthintergrund“ vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in Nürnberg gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, der Handwerkskammer für Mittelfranken sowie der Agentur für Arbeit Nürnberg durchgeführt. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsminsteriums für Familie, Arbeit und Soziales im Rahmen des Arbeitsmarktfonds gefördert.

Im Vordergrund stand der Erfahrungsaustausch zwischen Ausbildungsunternehmen und Akteur*innen, die die Jugendlichen am Übergang begleiten. Gegenstand waren Instrumente und Beispiele guter Praxis zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. Rund 25 Akteur*innen der Region sind der Einladung gefolgt, darunter Betriebe aus der Region, Berufseinsteigsbegleiter*innen, Vertreter*innen der beteiligten Kammern (IHK Nürnberg für Mittelfranken, HWK für Mittelfranken), der Agentur für Arbeit Nürnberg sowie dem Bildungsbüro Nürnberg.

Verhinderung von Vertragslösungen und vor allem Ausbildungsabbrüche erfordern regionale Lösungen und Kooperationen

In ihrer Begrüßung verwies Kristin Hecker, Projektgruppenleiterin im f-bb, darauf, dass die duale Ausbildung für Unternehmen und Jugendliche viele Vorteile bietet: Betriebe können durch Ausbildung den eigenen Fachkräftebedarf sichern. Das duale Ausbildungssystem ist damit auch ein Jobmotor. Jungen Menschen sichert es den Einstieg ins Berufsleben, gewährleistet dauerhafte Beschäftigung und ist Integrationsfaktor für Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund. Viele der kürzlich Zugewanderten sind jung und befinden sich im ausbildungsfähigen Alter.

Da eine Ausbildung sehr individuell verläuft, unabhängig ob Fluchthintergrund oder nicht, und jede*r Auszubildende unterschiedliche Voraussetzungen bzw. Lebenssituationen mitbringt, können Hürden auftreten. Für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss gilt es, ausbildungsgefährdende Problemlagen zu reduzieren und gemeinsam zu lösen.

Eine Konstellation unterschiedlicher Problemlagen, nicht einzelne Gründe führen zu einer Vertragslösung

Kristin Hecker verdeutlichte in ihrem Vortrag zu Hintergründen von Vertragslösungen zunächst die Unterscheidung von Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüchen. Zwar vollendete 2018 knapp jede*r vierte Auszubildende die Ausbildung nicht und der Ausbildungsvertrag wurde vorzeitig gelöst, dies ist aber nicht immer mit einem Abbruch gleichzusetzen. Oftmals wird die Ausbildung in einem anderen Betrieb abgeschlossen oder der Ausbildungsberuf gewechselt. Vorzeitige Vertragslösungen und Ausbildungs-abbrüche haben eine gemeinsame Schnittmenge, sind jedoch nicht deckungsgleich. Die Höhe der Vertragslösungsquote ermöglicht Rückschlüsse auf die Qualität der Ausbildung, ebenso auf die vorgelagerten Entscheidungsprozesse – wie die Passung von Ausbildungsplatz und Interessen – und die Fähigkeiten der Bewerber*innen.

Bayern weist im Vergleich zu den restlichen Bundesländern die höchste Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) mit 109,5 Prozent auf.[1] Während 14,5 Prozent der Stellen in Bayern unbesetzt bleiben, wird das Vertragspotenzial von 6,4 Prozent der Nachfragenden ohne Ausbildungsplatz nicht genutzt.[2] In Nürnberg ist die ANR mit 104,2 im Vergleich zu Fürth mit 112,8 ausgeglichener.[3] Für Ausbildungsinteressierte ist diese Relation positiv, da sie aus einem größeren Angebot von freien Ausbildungsstellen wählen können. So besteht ein Zusammenhang zwischen der Lösungsquote und der Ausbildungsmarktlage. Je besser die Situation für Auszubildende ist, desto größer ist auch die Anzahl gelöster Verträge.

Ein Drittel der Vertragslösungen erfolgt in der Probezeit, ein weiteres Drittel im ersten Ausbildungsjahr. Lösungen sind neben dem frühen Zeitpunkt im Ausbildungsverlauf auch von der Branche und dem Schulabschluss abhängig.[4] Wichtig ist es, Vertragslösungen und die Gründe dafür nicht einzeln zu betrachten, sondern als Zusammenspiel unterschiedlicher, ineinander wirkender Faktoren zu verstehen. Auszubildende begründen Vertragslösungen hauptsächlich mit Konflikten mit dem Ausbildungspersonal und Vorgesetzten, einer mangelnden Ausbildungsqualität und ungünstigen Arbeitsbedingungen.[5] Im Vergleich dazu geben Betriebe eher eine mangelnde Ausbildungsleistung und die fehlende Motivation der Auszubildenden an.[6] Für Auszubildende mit Fluchthintergrund sind besonders (fach-) sprachliche Hürden, fehlendes Fachwissen und unzureichende Kenntnisse des dualen Ausbildungssystems sowie eine eingeschränkte Mobilität und die Wohnsituation wesentliche Problemlagen in der Ausbildung.

Die Datenbanken des Bildungsbüros Nürnberg ermöglichen eine Übersicht zu Hilfen in der Ausbildung

Thomas Kießlich vom Bildungsbüro Nürnberg stellte die Aufgaben und Zielsetzungen des Bildungsbüros vor und führte in einem virtuellen Rundgang durch zwei vom Bildungsbüro entwickelte Datenbank zu Hilfen in der Ausbildung. Das Bildungsbüro Nürnberg, zuständig für das Bildungsmanagement, analysiert die Bildungslandschaft als Ergebnis der strategischen Kooperation lokaler Akteur*innen, knüpft Netzwerke, arbeitet an der verbindlichen Zusammenarbeit der verschiedenen Bildungsakteur*innen und verantwortet auch das Projekt „Kommunale Koordinierung von Bildungsangeboten für Neuzugewanderte“.

Das Bildungsbüro Nürnberg betreibt zwei Datenbanken, die Hilfen in der Ausbildung bieten: Die Datenbank „Angebote im Übergang Schule-Beruf“ liefert eine aktuelle Übersicht zu relevanten Angeboten, Projekten und Maßnahmen in der Stadt Nürnberg. Sie richtet sich an Akteur*innen am Übergang Schule-Beruf und trägt mit Transparenz zu einem Gelingen des Übergangs bei. Ergänzend erstellen die Koordinator*innen von Bildungsangeboten für Neuzugewanderte einen flächendeckenden Überblick über bereits vorhandene Bildungsangebote für Geflüchtete in Nürnberg und identifizieren Lücken im System, Doppelstrukturen und Zugangshürden. Die Datenbank „Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ unterstützt die Akteur*innen im Bereich Neuzugewanderte beim Finden passender Angebote.

World Café – regionale Vielfalt der Unterstützungsmöglichkeiten im Ausbildungsverlauf

Im Rahmen eines World Cafés durchliefen die Teilnehmenden in Kleingruppen drei Stationen, in denen Beispiele guter Praxis zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen präsentiert wurden. An den einzelnen Stationen nutzten die Teilnehmenden die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur gemeinsamen Diskussion über die vorgestellten Unterstützungsmaßnahmen und Tools.

World Café-Station 1: Unterstützungsmöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit

Jennifer Le Noble von der Berufsberartung U25 der Agentur für Arbeit Nürnberg verwies auf die Unterstützungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit zur Stabilisierung von Ausbildungsverträgen. Dabei ist die Stärkung der Eigenverantwortung junger Menschen ebenso wie ihre individuelle Unterstützung von besonderer Bedeutung.

Um Vertragslösungen vor allem zu Beginn des Ausbildungsverlaufs zu verhinden, stellt die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) als Brücke in die Berufsausbildung eine geeignete Möglichkeit dar. Die EQ vermittelt Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeiten. Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund erhalten einen Eindruck über einen Beruf und dadurch Sicherheit in ihrer Berufswahl sowie über die notwendigen Kompetenzen und Anforderungen. Unternehmen lernen Ausbildungsinteressierte vorzeitig kennen und können ihren Einstieg in eine Ausbildung erproben. Die gegenseitigen Eindrücke festigen das Ausbildungsverhältnis, wenn eine Ausbildung im Anschluss angestrebt wird. Ein Einstieg in das zweite Lehrjahr ist möglich. Die EQ richtet sich an Jugendliche mit Migrationshintergrund, soziale Benachteiligte und Jugendliche mit fehlender Berufsreife.

Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) greifen bei Problemlagen im Ausbildungsverlauf und beim Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten – es handelt sich allerdings nicht um reine Sprachkurse. Die Kontaktvermittlung der kostenlosen abH erfolgt über die Agentur für Arbeit, eine Anmeldung über zuständige Träger. Neben der sozialpädagogischen Begleitung erhalten junge Menschen in einer Erstausbildung oder einer EQ Unterstützung bei der Vermittlung von Ausbildungsinhalten durch Stütz- und Förderunterricht. Eine abH kann ebenso zur Prüfungsvorbereitung genutzt werden.

Die Assistierte Ausbildung (AsA) bietet jungen Menschen in einer Erstausbildung ebenfalls Unterstützung beim Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten, außerdem die Förderung fachtheoretischer Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Anmeldung zur kostenfreien AsA erfolgt im Gegensatz zu einer abH-Maßnahme direkt über die Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Sowohl bei der abH als auch bei der AsA ist zu beachten, dass die Unterstützung neben dem Beruf für junge Menschen sehr anstrengend sein kann und diesbezüglich Freiräume in Absprache mit dem Ausbildungsbetrieb und den Auszubildenden für eine erfolgreiche Begleitung wichtig sind, um einer zusätzlichen Überforderung entgegen zu wirken.

Die Jugendberufsagentur (JBA) bietet einen schnellen und direkten Zugang zu einem*r Experten*in, eine neutrale Beratung zu beruflichen Möglichkeiten, aber auch Unterstützung bei Problemlagen vor und während der Ausbildung. Die Besonderheit besteht im direkten Ineinandergreifen verschiedener Institutionen: Agentur für Arbeit, Jobcenter, Jugendhilfe und staatliches Schulamt der Stadt Nürnberg.

World Café-Station 2: Vorstellung regionaler Unterstützungsmöglichkeiten der IHK Nürnberg für Mittelfranken zusammen mit dem Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer e. V. (AAU e.V.)

Stefan Kastner, Leiter Geschäftsbereich Berufsbildung der IHK Nürnberg für Mittelfranken, und Susanne Petricica, Projektleiterin der KAUSA-Servicestelle Region Nürnberg des AAU e.V., stellten vielfältige Maßnahmen und Angebote zur Ausbildungsstabilierung vor.

Mit der Verbundausbildung in Trägerschaft des AAU e.V. werden zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Migrationshintergrund in kaufmännischen, gewerblichen und Dienstleistungsberufen geschaffen. Geflüchtete, die einen besonderen sprachbezogenen Unterstützungsbedarf aufweisen, erhalten eine prüfungsvorbereitende Förderung. Eine Anlaufstelle für Betriebe bei Fragen zu rechtlichen Hintergründen oder zum Aufenthaltsstatus im Zusammenhang mit einer Ausbildung wird ebenfallsangeboten.

Das „KollegenCoaching“ der IHK Nürnberg für Mittelfranken bietet als Mentoringformat Hilfe auf Augenhöhe und eine gegenseitige Stärkung von Auszubildenden. Ein*e Auszubildene*r mit Erfahrung und guten Leistungen bildet ein Tandem mit einer*m Auszubildenden mit Unterstützungsbedarf. Die coachenden Auszubildenden werden im Vorfeld in Workshops angeleitet und vorbereitet. Der Bedarf wird geprüft und ein passendes Tandem zusammengestellt. Der Erfolg des KollegenCoaching liegt in der Entwicklung und im Empowerment, das beide Auszubildende im Tandem erfahren.

Im „Projekt Qalitätssicherung“ werden Informationen zu Vertragslösungen (Abbruchgründe) von der IHK Nürnberg für Mittelfranken gesammelt und ausgewertet. Ausbildungsgefährdende Problemlagen werden identifiziert und gewonnenes Wissen nachhaltig für Unterstützungsangebote genutzt. Entscheidend ist, dass Unternehmen eine Bindung schaffen, um Auszubildende auch bei Schwierigkeiten zu halten und diese gemeinsam zu lösen.

Das Projekt „WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf“ unterstützt neuzugewanderte Auszubildende während der ersten beiden Jahre der dualen Ausbildung im Rahmen von wöchentlichen, 90-minütigen Mentoring-Einheiten mit Studierenden aus Nürnberg, bspw. zu berufssprachlichen Kompetenzen. Schwerpunkte sind die Orientierung und Unterstützung bei schulischen, betrieblichen und alltäglichen Fragen sowie die Reflexion und Förderung eigener Fähigkeiten.

Erfolgreich ist auch der Senior Expert Service (SES)-Ausbildungsbegleiter*innen der Initiative VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) in der Region Nürnberg-Fürth. VerA  richtet sich an Auszubildenden mit Schwierigkeiten und Gedanken an einen Ausbildungsabbruch. Sie werden von berufs- und lebenserfahrenen Senior Expert*innen begleitet und unterstützt. Die Jugendlichen erhalten Hilfe bei fachlichen Fragen und beim Abbau sprachlicher Defizite sowie bei berufspraktischen Übungen und der Prüfungsvorbereitung. Dadurch wird die soziale Kompetenz und Lernmotivation sowie das Vertrauensverhältnis zwischen Auszubildendem und Ausbilder gestärkt. VerA ist Bestandteil der Initivative Bildungsketten.

Für den zusätzlichen Sprachunterricht an Berufsschulen, „Berufssprache“, zur Förderung der Berufs- und Fachsprache sind mindestens drei Auszubildende aus der gleichen Berufsgruppe nötig. Um eine Überforderung zu vermeiden und eine gute Zusammenarbeit mit den Berufsschulen zu gewährleisten, sollten die Auszubildenden für diesen sprachlichen Förderunterricht in gemeinsamer Abstimmung freigestellt werden.

World Café-Station 3: Vorstellung der App „MeinVokabular“ (HWK für Mittelfranken)

Andrea Sitzmann, Leiterin des Sachgebiets Berufsbildungsmaßnahmen und Projekte sowie Ausbildungsberaterin für den Landkreis Nürnberger Land, und Heinrich Gessler, Maurermeister, diskutierten mit den Teilnehmenden über Gründe von Vertragslösungen bei Menschen mit Fluchterfahrung. Neben fehlenden fachsprachlichen Kenntnissen nannten die Teilnehmenden bürokratische Hürden, Wissensdefizite über das Ausbildungssystem, eine fehlende öffentliche Verkehrsanbindung und den Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt. Die Vermittlung der langfristigen Perspektive einer Ausbildung sowie der enge Austausch und die Zusammenarbeit mit Berufsschulen war den Teilnehmenden ein Anliegen. Wichtig war ihnen außerdem, dass die Auszubildenden Selbstständigkeit entwickeln und dahingehend auch gefördert werden. Die Stärkung interkultureller Kompetenzen der gesamten Belegschaft verhindert zudem die Ablehnung untereinander.

Die von Heinrich Gessler initiierte und von der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern entwickelte App „MeinVokabular“ (Android-Version/Apple-Version) unterstützt Auszubildende mit Fluchthintergrund, Fachwörter zu lernen. Die Auszubildenden können damit ihr eigenens Sprachlexikon aufbauen. Das Besondere daran ist, dass die App unabhängig vom Ausbildungsberuf eingesetzt werden kann. Die Auszubildenden erstellen eigene Karteikarten. Dazu fotografieren sie z. B. das entsprechende Werkzeuge oder den Gegenstand,  fügen die richtige Bedeutung in deutscher und ihrer Herkunfssprache ein und speichern die Aussprache des Begriffs ab. Wie mit einem Vokabelheft können sie die Begriffe immer wiederholen, sowohl in Aussprache als auch in Schriftform. Die App kam nicht nur bei den Teilnehmenden sehr gut an, der Erfolg wird auch im täglichen Einsatz aus Sicht von Heinrich Gessler bestätigt. 

Abbrüchen entgegenwirken – Wert einer Ausbildung vermitteln, gemeinsamen Austausch fördern und Auszubildende binden

Für die Teilnehmenden waren in den Gesprächen und Diskussionsrunden die fehlende Fachsprache, die fehlende Eigenständigkeit der Auszubildenden, Einschränkungen bei der Mobilität und soziale Rahmenbedingungen besondere Herausforderungen für Auszubildende mit Fluchthintergrund. Diesbezüglich können die vorgestellten Unterstützungsmöglichkeiten den Ausbildungsverlauf von Jugendlichen, mit und ohne Flucht- bzw. Migrationshintergrund, stabilisieren.

Für Betriebe konnten dabei einige Hinweise im gemeinsamen Austausch festgehalten werden: Betriebe müssen sich auf die besonderen Rahmenbedingungen und die veränderten Anforderungen bei Auszubildenden mit Fluchthintergrund einstellen. Dies verlangt einen größeren Zeitaufwand, aber auch einen individuelleren Umgang mit den Jugendlichen. Die Vermittlung des Werts einer dualen Ausbildung ist entscheidend, um die langfristige berufliche Perspektive aufzuzeigen. Der Wert und die Bedeutung eine Ausbildung sind vielen geflüchteten Jugendlichen aufgrund kultureller Unterschiede nicht bekannt.

Ein enger Austausch zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb stärkt und stabilisiert das Ausbildungsverhältnis bei auftretenden Problemlagen. Viele Berufsschulen bieten diesen Austausch schon an. Betriebe können dies aktiv nutzen. Die Teilnehmenden äußerten darüber hinaus den Wunsch nach mehr Austausch zum Thema „Abbruch und Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen“. Der Erfahrungsaustausch anderer Akteur*innen führt dazu, voneinander zu lernen und vorhandenes Wissen zu nutzen. Seitens der Teilnehmenden wurde vorgeschlagen, bestehende Dialogformate der Kammern und regionaler Netzwerke dafür zu nutzen.

Um Vertragslösungen oder gar Abbrüche zu verhindern, ist die Bindung der Auszubildenden an den Betrieb eine wichtig. Onboarding-Maßnahmen und eine konstruktive, regelmäßige Feedbackkultur unterstützen dies.

Erfolgreicher Auftakt der Workshopreihe

Die Teilnehmenden bewerteten den Workshop insgesamt sehr positiv. Einen Mehrwert stellten vor allem die vorgestellten Instrumente und Maßnahmen dar. Sie waren zum Teil nicht bekannt und wurden daher als besonders lehrreich eingestuft. Die Teilnehmer*innen hätten sich noch mehr Zeit für Austauschmöglichkeiten gewünscht. Die Zeit in den World Café-Stationen wurde als zu kurz empfunden. Diese wichtige Empfehlung wird das f-bb in den kommenden Workshops aufgreifen und dem Austausch zu regionalen Problemlagen und Unterstützungsmöglichkeiten mehr Zeit einzuräumen.

Literaturverzeichnis:

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2019): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn.

Seeber, Susann u.a. (2019): Ländermonitor berufliche Bildung 2019. Ein Vergleich der Bundesländer mit vertiefender Analyse zu Passungsproblemen im dualen System. Bielefeld.

[1] vgl. Seeber u.a. 2019, S.6

[2] vgl. ebd., S.7

[3] vgl. Seeber u.a. 2019, S.6

[4] vgl. BIBB 2019, S.163

[5] vgl. ebd., S.163ff.

[6] vgl. ebd.

 

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