Workshop 3 Landshut-Pfarrkirchen

12Feb2020

Titel: Ausbildungserfolg sichern – Beispiele und Instrumente guter Praxis

13:30 - 17:00

Ort: Agrarbildungszentrum Landshut-Schönbrunn, Am Lurzenhof 3, 84036 Landshut

Organisator: Timo Hauenstein / timo.hauenstein@f-bb.de

Regionaler Workshop „Ausbildungserfolg sichern – Beispiele und Instrumente guter Praxis“ am 12. Februar 2020 in Landshut

Der Workshop „Ausbildungserfolg sichern – Beispiele und Instrumente guter Praxis“ wurde im Rahmen des Projekts „Erfolgreicher Ausbildungsabschluss von Jugendlichen, insbesondere mit Fluchthintergrund“ vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in Landshut gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederbayern, der Handwerkskammer (HWK) Niederbayern-Oberpfalz sowie der Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen durchgeführt. Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsminsteriums für Familie, Arbeit und Soziales im Rahmen des Arbeitsmarktfonds gefördert.

Im Vordergrund stand der Erfahrungsaustausch zwischen Akteur*innen, die die Jugendlichen am Übergang und im Ausbildungsverlauf begleiten . Es wurden Instrumente und Beispiele guter Praxis zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen vorgestellt. 45 Akteur*innen der Region sind der Einladung gefolgt, darunter Lehrer*innen von Mittel- und Berufsschulen, Berufseinsteigsbegleiter*innen, Bildungskoordinator*innen, Vertreter*innen der beteiligten Kooperationspartner (IHK Niederbayern, HWK Niederbayern-Oberpfalz und Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen) und Vertreter*innen von Betrieben.

 

Verhinderung von Vertragslösungen und vor allem Ausbildungsabbrüche erfordern regionale Lösungen und Kooperationen

In seiner Begrüßung verwies Heiko Weber, Projektkoordinator am f-bb, auf die Bedeutung der dualen Ausbildung in Zeiten wirtschaftlicher und gesamtgesell-schaftlicher Veränderungen, bspw. durch den demographischen Wandel und die Digitalisierung. Betriebe können durch eine Ausbildung den eigenen Fachkräftebedarf sicherstellen. Das duale Ausbildungssystem ist damit auch ein Jobmotor. Junge Menschen stehen mit Beginn einer Berufsausbildung vor einem neuen Lebensabschnitt, dem Einstieg in die Erwerbstätigkeit. Mit dieser neuen Situation gehen auch viele Herausforderungen einher, vor denen Auszubildende stehen. Auftretende Hürden bzw. ausbildungsgefährdende Problemlagen gilt es zu reduzieren und gemeinsam zu lösen.

 

Vielfältige Problemlagen führen zu Vertragslösungen

Heiko Weber verdeutlichte die Unterscheidung von Vertragslösungen und Ausbildungsabbrüchen. Etwa jede*r vierte Auszubildende vollendete 2018 die Ausbildung nicht und der Ausbildungsvertrag wurde vorzeitig gelöst. Ein Abbruch ist damit aber nicht gleichbedeutend. Dahinter steht oftmals auch ein Wechsel des Ausbildungsbetriebs oder des Ausbildungsberufs. Mit der Höhe der Vertragslösungsquote sind Rückschlüsse auf die Qualität der Ausbildung, ebenso auf die vorgelagerten Entscheidungsprozesse – wie die Passung von Ausbildungsplatz und Interessen – und die Fähigkeiten der Bewerber*innen möglich.

Mit 109,5 weist Bayern im bundesweiten Vergleich die höchste Angebots-Nachfrage-Relation (ANR) auf. Dies zeigt große Passungsprobleme auf.[1] Während 14,5 Prozent der Stellen in Bayern unbesetzt bleiben, wird das Vertragspotenzial von 6,4 Prozent der Nachfragenden ohne Ausbildungsplatz nicht genutzt.[2] Im Agenturbezirk Landshut-Pfarrkirchen ist die ANR mit 113,5 unausgeglichen.[3] Ausbildungsinteressierte und Auszubildende können aufgrund der positiven Relation  aus einem größeren Angebot von freien Ausbildungsstellen wählen. Bei einer guten Situation für Auszubildende ist die Anzahl gelöster Verträge größer.

Lösungen sind neben dem frühen Zeitpunkt im Ausbildungsverlauf (ein Drittel in der Probezeit, ein weiteres Drittel im ersten Ausbildungsjahr) auch von der Branche und dem Schulabschluss abhängig.[4] Die Gründe für Vertragslösungen sind meist eine Kumulation unterschiedlicher, ineinander wirkender Faktoren. Für Auszubildende stellen hauptsächlich Konflikte mit Ausbilder*innen und Vorgesetzten, eine mangelnde Ausbildungsqualität und ungünstige Arbeitsbedingungen Gründe für Vertragslösungen dar.[5] Betriebe geben eher eine mangelnde Ausbildungsleistung und die fehlende Motivation der Auszubildenden an.[6] Besonders (fach-)sprachliche Hürden, fehlendes Fachwissen und unzureichende Kenntnisse des dualen Ausbildungssystems sowie eine eingeschränkte Mobilität und die Wohnsituation sind für Auszubildende mit Fluchthintergrund wesentliche Problemlagen in der Ausbildung.

 

Meet & Greet

In der Kleingruppenarbeit (Meet & Greet) lernten sich die Teilnehmenden gegenseitig kennen und tauschten sich zu Gründen von Vertragslösungen und Maßnahmen zur Stabilisierung aus. Folgende Ergebnisse wurden festgehalten:

  • Gründe für Ausbildungsabbrüche von Jugendlichen:

Für die Teilnehmenden stellt vor allem die fehlende Ausbildungsreife von Auszubildenden einen wesentlichen Grund für Ausbildungsabbrüche dar. Dazu zählen neben einem mangelnden schulischen Vorwissen auch falsche bzw. zu hohe Erwatungen infolge einer mangelnden Berufsorientierung, die Diskrepanz von Vorstellung und Realität des gewählten Ausbildungsberufs sowie fehlende soziale und personale Kompetenzen, bspw. eine mangelnde Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft. Eine mangelnde Unterstützung durch die Eltern verstärkt diese Gründe aus Sicht der Teilnehmenden. Darüber nennen die Teilnehmer*innen auch strukturelle Bedingungen als Gründe: das Überangebot an Ausbildungsstellen, die Abwertung des Mittelschulabschlusses, die Erreichbarkeit der Arbeitsstelle und fehlende Unterrichtszeiten zur Förderung und Übung.

  • Gründe für Ausbildungsabbrüche, speziell bei Jugendlichen mit Fluchthintergrund:

Bei Jugendlichen mit Fluchthintergrund nennen die Teilnehmenden überwiegend unzureichende (fach-)sprachliche Kennntisse, Schwierigkeiten aufgrund kultureller Unterschiede, unrealistische Vorstellungen von bzw. falsche Erwartungen an eine Ausbildung, mangelnde schulische Vorkenntnisse und Kenntnisse über das duale Ausbildungssystem sowie die fehlende familiäre Unterstützung. Darüber hinaus wird auf weitere Hürden hingewiesen: die fehlende Anerkennung von Abschlüssen, die fehlende Sicherheit infolge des ungeklärten Aufenthaltsstatus und die eingeschränkte Mobilität. Vereinzelt geben die Teilnehmenden auch Probleme in der Berufsschule und den teilweisen Ausschluss von Unterstützungsmöglichkeiten an.

  • Methoden, Instrumente und Institutionen zur Lösung:

Den Teilnehmenden sind mitunter bereits verschiedene Methoden zur Stabilisierung von Ausbildungsverläufen aus ihrer täglichen Arbeit bekannt, bspw. die Maßnahmen der Agentur für Arbeit (Assistierte Ausbildung (AsA), ausbildungsbe-gleitende Hilfen (abH)) oder die Unterstützung durch Berufseinstiegs-begleiter*innen. Die Teilnehmenden wünschen sich eine engere Zusammenarbeit und Vernetzung der Hilfen und Beteiligten (Eltern, Betrieb, (Berufs-)Schule), sowohl bei der Berufsorientierung als auch im Verlauf der Ausbildung. Neben der besseren Zugänglichkeit von Informations- und Unterstützungsmaterialien nennen sie weiterhin die Ausweitung des öffentlichen Nahverkehrs für eine bessere Mobilität zu Schulen und Betrieben und mehr Ansprechpartner*innen bzw. „Berater*innen“ für die Auszubildenden. In Bezug auf Jugendliche mit Fluchthintergrund sehen die Teilnehmenden Sprachkurse, auch vor der  Ausbildung, als besonders wichtig an.

 

World Café – vielfältige Möglichkeiten zur Stabilisierung von Ausbildungsverläufen in der Region

Im Rahmen eines World Cafés hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, zwei der drei angebotenen Stationen zu besuchen und einen vertieften Einblick in Maßnahmen zur Sicherung des Ausbildungserfolgs zu erhalten. Die Teilnehmenden tauschten sich an den einzelnen Stationen in der gemeinsamen Diskussion intensiv über die vorgestellten Unterstützungsmaßnahmen und Tools aus.

 

World Café-Station 1: Unterstützungsangebote für Auszubildende mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund (HWK Niederbayern-Oberpfalz, Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen)

Tabea Schaarschmidt (HWK Niederbayern-Oberpfalz) und Thomas Gunser (Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen) stellten Unterstützungsangebote für Auszubildende mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund vor.

Für diese Förderzielgruppe ist im ersten Schritt die Sprache der wichtigste Ansatzpunkt für Unterstützung. Sprachliche Schwierigkeiten führen aufgrund fehlenden Verständnisses zu Störungen im Unterricht, weshalb Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund in Berufsintegrationsklassen (BIK) gefördert werden, diese sprachlichen Hürden abzubauen. BIK sind hierfür besonders gut geeignet, da alle Teilnehmenden mit dem gleichem Niveau dem Unterricht gut folgen können. Besonders die Kombination aus BIK und Praktika in Betrieben bringen die Jugendlichen dem Ziel der Ausbildungsreife entscheidend näher.

Eine geeignete Möglichkeit für Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund, vor der Ausbildung mit Fachsprache in Berührung zu kommen, stellt die betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) dar. Es werden Grundlagen für den Erwerb beruflicher Handlungsfähigkeiten, ein Eindruck über einen Beruf – dadurch Sicherheit in der Berufswahl – und Erwartungen an die notwendigen Kompetenzen und Anforderungen vermittelt. Die gewonnen Eindrücke festigen ein angestrebtes Ausbildungsverhältnis. Die EQ richtet sich an Jugendliche mit Migrationshintergrund, soziale Benachteiligte und Jugendliche mit fehlender Berufsreife.

Wenn sich Jugendliche mit Fluchthintergrund nicht unterstützt und teilweise überfordert fühlen, greifen Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) bei Problemlagen im Ausbildungsverlauf und beim Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten. Die Kontaktvermittlung erfolgt über die Agentur für Arbeit, eine Anmeldung über zuständige Träger. Neben sozialpädagogischer Begleitung erhalten junge Menschen in einer Erstausbildung oder einer EQ Unterstützung bei der Vermittlung von Ausbildungsinhalten durch Stütz- und Förderunterricht. Eine abH kann ebenso zur Prüfungsvorbereitung genutzt werden.

Um Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund bei ihrer Ausbildung zu untersützten, sind vor allem Zeit für die Auzubildenden und sprachliche Unterstützung wichtige Faktoren. Dafür bietet die IHK Niederbayern gemeinsam mit der Regierung von Niederbayern und der Berufsschule 1 Passau das Kombimodell Deutsch+Ausbildung für Berufe aus der Gastronomie (Koch, Hotelfach, Restaurantfach) an. Es handelt sich um eine Teilzeitausbildung, die ein Vorbereitungsjahr beinhaltet, das sich aus drei Tagen Berufsschule und zwei Praxistagen im Ausbildungsbetrieb zusammensetzt. In der Berufsschule werden Deutsch sowie Fachunterricht und Fächer wie Mathematik, Wirtschaft und Sozialkunde vermittelt.

Weitere Herausforderungen für Jugendliche mit Flucht- und Migrationshintergrund sind eine eingeschränkte Mobilität u. a. bedingt durch schlechte Anbindungen der Betriebsstätten an den ÖPNV oder weite Strecken zur Berufsschule sowie die mangelnde Bekanntheit von Untersützungsangeboten. Bei Problemen mit  Wirtschaft und Sozialkunde sowie zur Prüfungsvorbereitung eigenen sich Apps wie Wiso lernen (Basis: kostenlos) sowie Prüfungs-WiSo (kostenlos).

 

World Café-Station 2: Berufsorientierung (IHK Niederbayern, Agentur für Arbeit Landshut-Pfarrkirchen)

Veronika Nagler (IHK Niederbayern) und Monika Hörmannskirchner (Agentur für Arbeits Landshut-Pfarrkirchen) informierte die Teilnehmenden in diesem World Café darüber, wie Jugendliche mit und ohne Flucht- bzw. Migrationshintergrund die Ausbildungsreife erreichen und in der Berufswahl unterstützt werden können.

Die Berufsorientierung findet überwiegend in den Mittelschulen statt, da die Jugendlichen häufig nicht mehr so stark von ihren Eltern bei der Berufswahl begleitet werden. Das Berufsorientierungsprogramm (BOP) ist ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und ergänzt die Berufsorientierung in den Schulen mit einer Potenzialanalyse in der 7. Klasse und Werkstatttagen in der 8. Klasse. In der Potenzialanalyse erfahren Jugendliche mehr über ihre Neigungen, Kompetenzen und Stärken. Anschließend können sie ganz praktisch und wirklichkeitsnah mindestens drei Berufsfelder kennenlernen.

Die Bundesagentur für Arbeit nimmt ihren gesetzlichen Auftrag zur Berufsorientierung wahr und unterstützt diese beispielsweise durch Bildungsberater*innen an Schulen (ab 7. Klasse/Mittelschule), Handreichung für Schüler*innen zu Fristen, „Fahrplänen“ zur Ausbildung. Außerdem werden in den Abschlussklassen die Eltern angesprochen.

Zusätzlich zu dem regelmäßigen Orientierungsangebot der Berufsberatung der Agentur für Arbeit werden regional besondere Berufsorientierungsveranstaltungen, sogenannte Berufsorientierungsmaßnahmen (BOM), für Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden Schulen angeboten. Es handelt sich zum Beispiel um Bewerbungs- und Orientierungscamp sowie Übungswerkstätten. Im Agenturbezirk Landshut-Pfarrkirchen wird es ab September 2020 neue Orientierungsmodule geben. Die Angebote sind begrenzt auf die Schülerzahl, um allen Schülern gerecht zu werden und werden in enger Abstimmung zwischen Schulamt und der Agentur für Arbeit durchgeführt.

Regional bietet die IHK Niederbayern folgende Maßnahmen an:

  • In der Phase der Berufsorientierung ist es für Jugendliche oft hilfreich, wenn andere Jugendliche im Sinne von „Peers“ auf Augenhöhe von ihren Erfahrungen berichten. Daher haben de Industrie- und Handelskammern das Projekt Ausbildungsscouts ins Leben gerufen: Teilnehmende Auszubildende aus unterschiedlichen Berufen berichten über ihre Ausbildung, um die Schülerinnen und Schüler für eine Berufsausbildung zu begeistern.
  • Als gedruckte Informationsquellen werden mit Fit for Jobs Beschreibungen der Ausbildungsberufe der Kammer und mit Fit for Work weiterführende Informationen für Jugendliche, die an einer Ausbildung interessiert sind, und Schülerinnen und Schüler der Mittelschule angeboten.
  • Mit der interaktiven Online-Anwendung work der Industrie- und Handelskammern in Bayern können die vielfältigen beruflichen Erfahrungen der Kandidatinnen und Kandidaten festgestellt und deren Stärken und Potenziale ermittelt werden.

 

World Café-Station 3: Ausbildungsqualität (IHK Niederbayern, HWK Niederbayern-Oberpfalz)

Daniela Eberle (HWK Niederbayern-Oberpfalz) und Florian Walter (IHK Niederbayern) teilten die Ausbildungsqualität in zwei zentrale Säulen auf: Die von den Auszubildenden erwarteten Komponenten eines qualitativ ansprechenden Betriebs und der Qualität der betrieblichen Ausbildung auf Seiten des Betriebes.

Potentielle ausbildungswillige Bewerberinnen und Bewerber achten primär auf ihre Verdienstmöglichkeiten während der Ausbildung und teilweise auch nach der Ausbildung. Zusätzlich wägen Ausbildungsinteressierte ab, welche zusätzlichen monetären Anreize ihnen Betriebe bieten, zum Beispiel in Form von Urlaubs- oder Weihnachtsgeldern sowie Möglichkeiten, leistungsorientiert entlohnt zu werden. Als weiteren Faktor, der in ihre Entscheidung für oder gegen einen Betrieb einfliesst, sind für Bewerberinnen und Bewerber die zukünftigen Arbeitszeiten während der Ausbildung und im späteren Beruf. Die Außendarstellung von Betrieben ist ebenfalls wichig bei der Informationssuche der Jugendlichen: Gibt es eine ansprechende Homepage? Ist der Betrieb bzw. der zukünftige Beruf auf einschlägigen Mediaplattformen wie Instagram, YouTube, Facebook etc. vertreten, bzw. wie wird der zukünftige Beruf hier dargestellt? Betriebe stellen oft fest, dass gerade in der Phase der Informationsbeschaffung Ausbildungsinteressierte falsche Vorstellungen über die Ausbildung und die zukünftigen Berufe festigen, mit denen sie dann während der Ausbildung konfrontiert werden (zum Beispiel, dass Reisekaufleute einen Großteil ihrer Tätigkeit reisen würden und die Welt erkunden).

Ausbilderinnen und Ausbilder müssen sich auf einen Weg einigen, wie sie im jeweiligen Betrieb Ausbildung leben möchten. Zusätzlich sollten Fortbildungen für Ausbilderinnen und Ausbilder vorgesehen werden, um auf die Bedarfe der aktuellen Generation vorbereitet zu sein. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist es für Ausbildende, sich für die Auzubildenden genug Zeit zu nehmen und eine Vertrauensbasis aufzubauen. Betriebe sollten die Arbeit von Auszubildenden anerkennen und für Auszubildende Erfolgserlebenisse schaffen, damit diese gerne in den Betrieb kommen. Dies sorgt für Motivation sowohl auf der Seite der Auszubildenden als auch auf der Seite der Ausbildenden.

 

Abbrüche verhindern – Auszubildende verstehen, Austausch unterstützt Betriebe

Der Ausbildungsverlauf von Jugendlichen mit und ohne Flucht- bzw. Migrationshintergrund kann bei vielen Problemlagen durch die in der Veranstaltung vorgestellten Unterstützungsmöglichkeiten und Tools stabilisiert werden. Diese setzen oft schon vor der eigentlichen Ausbildung an und stabilisieren so von Anfang an oder steuern einer Vertragslösung während der Ausbildung entgegen, wenn Probleme auftreten.

Als Gesamtfazit konnte gezogen werden, dass Betriebe mit ihren heutigen Auszubildenden („Generation Z“) vor neuen Herausforderungen stehen, denen sich die Betriebe stellen müssen. Als erster Schritt sollten Betriebe die neuen Anforderungen und Erwartungen der Ausbzubildenden kennen und darauf eingehen. Dabei sind die Betriebe nicht auf sich alleine gestellt, da sowohl die Kammern als auch die Agentur für Arbeit Instrumente und Maßnahmen zur Unterstützung anbieten. Ein weiterer Gelingensfaktor für die Ausbildung stellt die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Lernorten Betrieb und Berufsschule (Lernortkooperationen) dar.

Unterstützungsangebote für Auszubildende mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund

Bei Geflüchteten besteht aus Sicht der Teilnehmenden v. a. ein Bedarf bei (fach-) sprachlichen Hürden, fehlenden schulischen Vorkenntnissen und kulturellen Unterschieden. Maßnahmen, die hier unterstützen können, sind Berufsintegrationsklassen (BIK), betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ), ausbildungsbegleitende Hilfen (abH) sowie das Kombimodell Deutsch+Ausbildung für Berufe aus der Gastronomie.

Berufsorientierung

Vor der eigentlichen Ausbildung vermittelt eine frühzeitige Berufsorientierung realitätsnahe Vorstellungen und Erwartungen an eine Ausbildung. Indem falsche Vorstellungen vermieden werden wie die „vielreisenden Reisekaufleute“ werden die im Anschluss gewählten Berufsausbildungen langfristig gefestigt.

Ausbildungsqualität

Der Ausbildungserfolg hängt auch von der Ausbildungsqualität ab: Ausbildungswillige achten zuerst auf von ihnen erwartete Komponenten eines qualitativ ansprechenden Betriebs (z. B. Verdienstmöglichkeiten, soziale Benefits). Während der Ausbildung ist die Qualität der auf Seiten des Betriebs durch eine feste Struktur, eine Vertrauensbasis und die Anerkennung von geleisteter Arbeit der Auszubildenden sowie die Wertschätzung von Erfolgen wichtig.

Erfolgreiche Fortsetzung der Workshopreihe

Die Teilnehmenden bewerteten den Workshop insgesamt gut bis sehr gut. Die vorgestellten Instrumente und Maßnahmen waren zum Teil nicht bekannt und wurden daher als besonders lehrreich eingestuft. Die Teilnehmer*innen hätten sich noch mehr Zeit für Austausch und Diskussion gewünscht. Diese Hinweise wird das f-bb in die Planung der weiteren Workshops einbeziehen und dem Austausch zu regionalen Problemlagen und Unterstützungsmöglichkeiten mehr Raum geben. Die Teilnehmenden wünschen sich zudem eine größere Beteiligung von Betrieben im Workshop. Das f-bb wird daher die Einladung von Betrieben mit den regionalen Kooperationspartnern noch mehr intensivieren.

 

Literaturverzeichnis:

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2019): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn.

Seeber, Susann u.a. (2019): Ländermonitor berufliche Bildung 2019. Ein Vergleich der Bundesländer mit vertiefender Analyse zu Passungsproblemen im dualen System. Bielefeld.

[1] vgl. Seeber u.a. 2019, S.6

[2] vgl. ebd., S.7

[3] vgl. Seeber u.a. 2019, S.6

[4] vgl. BIBB 2019, S.163

[5] vgl. ebd., S.163ff.

[6] vgl. ebd.

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